Dänemark 2011

Einleitung · Juli: 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 · Fazit

Stand 02.08.2011 · Impressum: Diese Webseite wird betrieben von Jörg Hausmann, Friedensstraße 23, 01097 Dresden
Tel.: +49 173 2028402 · E-Mail: heizfrosch@web.de · Fotos & Texte © Jörg Hausmann & Frau R. 2011

Nachtrag 2.8.11: ein paar Panoramaaufnahmen hinzugefügt

Legende

Schwarzer Text: vom heizfrosch
Orangefarbener Text: von Frau R.

Einleitung

Eigentlich stand für dieses Jahr mal wieder Schweden auf dem Programm. Da die schwedischen Ferienhauspreise aber mittlerweile abseits aller Vernunft liegen und wir nicht gewillt waren, irgendwo einen Kilometer vom Strand weg eine 40 Jahre alte Hütte im Nirgendwo zu mieten, während wir für den gleichen Preis in Dänemark in Hörweite vom Strand auf knappen 80 m² wohnen könnten, fiel die Entscheidung bereits um den Jahreswechsel herum ziemlich leicht. Allerdings gibt’s in Dänemark nun nichtmehr allzuviele Gegenden, die wir noch nicht besucht haben, und somit kam nur noch Nordostjütland oberhalb Århus in Frage. Weiter nördlich in Richtung Skagen schafft man es dann kaum noch an einem Tag mit dem Auto, jedenfalls nicht, wenn man noch bei Tageslicht ankommen will. Somit wurde ein Häuschen in Bønnerup Strand gemietet, welches am Nordstrand der "schönen Nase" Dänemarks in Norddjurs liegt, ein paar Kilometer westlich von Grenaa.

Zuhause vergessene Dinge: keine!

Bissl was vom Häuschen und dem Drumrum



Tagebuch

Samstag, 16.07.2011: Anreise

Es geht nichts über Routine! Nach einer Nacht mit beinahe ausreichendem Schlaf (keine Bullenhitze wie letztes Jahr, keine Parties über, unter oder neben uns) reißen wir pünktlich um 4 Uhr die Augen auf, frühstücken, packen das Auto voll und sind planmäßig um 6 Uhr am Losrollen. Auch der Rest der Reise gestaltet sich wie gehabt: problemlose Fahrt bis Berlin, die übliche Stressstrecke Dreieck Havelland bis Dreieck Wittstock/Dosse, Fahrerwechsel nebst zweitem Frühstück beim Rasthof Stolpe, hernach das Gekrieche rund um Hamburg und der erwartete Stau zwischen Warder und Rendsburg. Dann folgen doch noch zwei Überraschungen: am Grenzübergang hinter Flensburg gibt es keinerlei Anzeichen einer Grenzkontrolle (wir hatten extra dänische Winkelemente ein- und kurz vor der Grenze ausgepackt!), und zur großen Freude aller Fahrzeuginsassen erleiden wir heute auch nicht den kleinsten Stau in Vejle! Die Strecke ist in unserer Richtung frei, nur auf der Gegenfahrbahn knüllt es sich diesmal wegen zweier Unfälle. Wir rauschen somit quasi ungebremst in Richtung Fjellerup, wo wir nach ein bisschen Schlangestehen im Novasol-Dansommer-Büro die Schlüssel für unser Ferienhäuschen abgreifen und dabei feststellen, dass die Postbank-V-Karten wirklich sicher sind – in Dänemark kann man damit gar nichts anfangen oder Böses anstellen, nicht einmal als Eigentümer.

In diesem Jahr sind es die Norweger, die Nordostjütland als Urlauber bevölkern. Der Deutsche hält sich zurück, was wir als sehr angenehm empfinden. Dennoch ist am Anreisetag etwas deutsche Nervosität zu spüren. Das Büro der Ferienhausvermietung ist sehr klein. Es passen max. 4 Personen vor die Theke. Und obwohl die Wartenden sehr schnell und kompetent "abgefertigt" werden, wird die Warteschlange eher länger. Vor dem Büro gibt es auch nur 3–4 Parkplätze. Deshalb wird man in den Reisedokumenten auch auf den nahe gelegenen Parkplatz verwiesen. Wir folgen dem Hinweis und legen die knapp 200 m Fußweg zum Ferienhausbüro gern zurück. Denn nach fast 10 h Autofahrt will die Beinmuskulatur auch mal bewegt werden. Das sehen nicht alle so. Vor allem den Norwegern scheint das Konzept des Fußmarsches gänzlich unbekannt zu sein. Man stellt sein Auto also direkt vor das Büro. Und wenn einer anfängt, schließen sich alsbald andere an. So kommt es, dass die Straße vor der Ferienhausvermietung hoffnungslos zugeparkt wird. Was treibt die Menschen zu solchem Tun? Eine Überlegung könnte sein: Wenn wir uns jetzt nicht anstellen, dann sind die Schlüssel zum Ferienhaus aus! Oder: Oh Gott, das Büro schließt um 18 Uhr und jetzt ist es schon 15.30 Uhr! Na ja, man kann seinen Urlaub auch anders beginnen. So wie wir: Fröhlich und entspannt!

Hernach schickt uns das Navi (von uns in diesem Jahr mit "Frau Professor Inge" angesprochen) quer durch den nordostjütländischen Dschungel, vorbei an und mitten durch wunderbaren Wald. Die nähere Umgebung des Ferienhauses überrascht uns durch Hanglage mit leicht ausgewaschenen Fahrwegen; die Stoßdämpfer bestehen diesen Test, und somit rollen wir gegen 16.15 Uhr auf unser Urlaubsgrundstück. Hurra – obwohl die Strecke theoretisch in etwa so lang ist wie die letztjährige, schaffen wir die Anreise diesmal in 2,5 Stunden weniger, was trotz der leichten Erschöpfung für ein spontan einsetzendes Freudengefühl sorgt.

Das Wetter beim Eintreffen ist grandios, es ist sonnig und warm. Das Ferienhaus selber sieht von innen nicht ganz so hell und modern aus wie auf den Fotos im Internet (Gratulation an den Fotografen und Grafiker – good job!), aber insgesamt ist es doch akzeptabel und vor allem groß. Das Schlafzimmer jedenfalls sprengt alle unsere bislang bekannten Ferienhausdimensionen, am Esstisch stehen 8 Stühle, und in der Küche können sich zwei Leute aufhalten, ohne sich dabei auf die Zehen zu treten. Rund um das Haus gibt es 3 Terrassen mit insgesamt 4 Tischen, ungefähr 20 Stühlen und zwei Liegen, das Grundstück ist lauschig, riesig und blickdicht umwachsen. Das Haus hat insgesamt 4 Türen nach außen; man kann prima Verstecken und Umshaushaschen spielen. Schnief: Es gibt tatsächlich keinen Geschirrspüler, aber was soll's … Insgesamt muss man sich auch bei den Armaturen umstellen. Außer in der Dusche gibt es weder im Bad noch in der Küche eine Mischbatterie mit Schwenkarm. Wir müssen uns wieder auf die Handhabung mit 2 Reglern für jeweils kaltes und warmes Wasser einstellen. Es ist also eine etwas andere Hirn-Hand-Kombination notwendig. Aber die Kindheitserinnerungen werden uns die Umstellung leichter machen.

Wir packen flink unseren Hausrat in die Schränke und begeben uns noch vor dem Abendbrot auf einen ersten Strandgang. Das Ziel unserer Träume – nämlich die Wasserkante – liegt nur wenige Fußminuten entfernt, die angegebenen 300 Meter sind tatsächlich vielleicht 400. Allerdings kommt man nicht einfach so zum Sandstrand, sondern muss sich erst einmal einen Übergang über die vorgelagerten Wassersenken suchen; aber auch das ist kein Problem, wenn man den Einheimischen folgt.

Wir schlendern in Richtung Hafen, nehmen eine große Lunge voll Seeluft und genießen einfach. Da der Weg zum Hafen später von etwas breiteren Wasserströmen unterbrochen wird, latschen wir den Weg wie gehabt zurück, sammeln unterwegs die ersten Muscheln, Schnecken und auch den Pflicht-Hühnergott ein.

Nächster Tagesordnungspunkt ist die Zubereitung der traditionellen Ankunftsabendpasta nebst vorausgehendem Grundreinigen einiger Geschirr- und Besteckteile; ich sage nur "Topfkratzer"! Das Wasser hier kocht auch bei 100 Grad, und die Nudeln nebst Soße entsprechen deshalb den Erwartungen an Geschmack und Sättigungswirkung. Der Abend auf der größten Terrasse nebst Guinness und Buch gestaltet sich entspannt, bis es leicht anfängt zu nieseln und wir uns deshalb auf die Lesecouch verziehen. Kleiner Tipp für meinen Lieblingsverlag Heyne: Wenn man schon keine Lektoren hat und deshalb nur die deutsche Rechtschreibprüfung über ein Manuskript mit Anglizismen jagt, dann erhält man bei automatischer Silbentrennung eben solche Sachen wie "Tee-Nager". Achso, nee, Kommando zurück: Die Tom-Holt-Ausgabe von "Richards Blockbuster" ist ja schon von 1997 – da hattet ihr doch bestimmt noch Lektoren, oder?

Konditionell ist speziell mit dem heizfrosch nicht mehr viel los, und deshalb gehts gegen 22:15 Uhr ins Bett.



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Sonntag, 17.07.2011: Erster richtiger Urlaubstag

Wir wachen gegen 9:20 Uhr auf, und es regnet. Das kommt nicht allzu überraschend und dämpft auch unsere Stimmung nicht – der Wetterbericht hatte uns diese Regenschauer schon eine halbe Woche vorher angekündigt, und wir haben heute sowieso keine Außenprogramm auf dem Schirm. Somit wird zünftig gefrühstückt und hernach wieder die Lesecouch genutzt.

Apropos Frühstück: Wir entdecken heute doch noch großes Manko des Ferienhauses – es gibt keine einzige große Kaffeetasse und auch keine wohldimensionierten Müsli-/Salatschalen! Messbecher und Rührschüsseln sind für diese Zwecke gänzlich ungeeignet. Aber es gibt Wein- und Schnapsgläser in jeder Größe und Form sowie beinahe überdimensionierter Anzahl. Das ist inakzeptabel; und da das Wetter dauerhaft regnerisch zu bleiben scheint, wagen wir uns auf eine kurze Autosafari zum Zwecke der Supermarktsuche. In Bønnerup Strand gibt uns der erste (und einzige) Geldautomat anstandslos eine größere Menge dänische Kronen, der fast danebenliegende Minisupermarkt allerdings keine Keramikprodukte her. Also rollen wir nach Glesborg, dem nächsten größeren Ort mit einem ebensolchen SuperBrugsen. Dort werden wir nach kurzer Suche tatsächlich fündig. Frau R. ist bemerkenswerterweise trotz des Mistwetters bester Stimmung und verweigert den Kauf einer (verfügbaren) StarWars-Müslischale, weil sie auf einer (nicht verfügbaren) Hello-Kitty-Schale besteht ... Na ja, Rosa ist meine Farbe ;-) Wir finden einen Kompromiss: Tassen und Schalen im Landhausstil. Und die nehmen wir auch wieder mit nach Hause!

Vor dem Supermarkt hat der Dauerregen mittlerweile dafür gesorgt, dass die Gullis resignieren und der ganze Platz teilweise 5 cm unter Wasser steht. Kavalier der ich bin, springe ich durch die globale Pfütze allein zum Auto und hole mit selbigem Sekunden später Frau R. am Vordach ab. Für diese gute Tat werde ich belohnt: noch auf dem Weg zurück zum Häuschen reißen die Wolken auf, und die Sonne schaut immer öfter durch die Löcher. Hurrra! Zuhause angekommen, nutzen wir die neu gekauften Tassen für ein Kaffee- bzw. Schokitrinken nebst Keksvernichtung, hernach genießen wir die Sonne erst auf der Lesecouch und später sogar auf der Terrasse. Gegen Abend zieht es allerdings wieder etwas zu, und für morgen ist auch ein bisschen Regen angesagt. Naja, Skandinavien eben. Wir schließen den Tag ab mit Lesen auf der Terrasse und Zubettgehen gegen 22:45 Uhr.

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Montag, 18.07.2011: Randers Regnskov

Das bisschen Regen kam schon heute Nacht, und es war nicht nur ein bisschen, sondern sogar ein bisschen viel. Frau R. hätte ganz schön gestaunt, aber Frau R. kann bei Unwetter wunderbar schlafen und hat also alles verratzt. Höre ich da Neid?

Positiv: Als wir mit dem Weckernichtklingeln (ich war 10 Minuten zeitiger wach als geplant) die Augen aufschlagen, scheint die Sonne. Nach einem urlaubsüblichen Frühstück brechen wir trotzdem planmäßig gegen 9:40 Uhr nach Randers auf, einem – für dänische Verhältnisse – mittelgroßen Städtchen ca. 50 km westlich unseres Ferienhauses. Bei Ankunft haben wir doch das für den heutigen Tag versprochene Gemischtwetter, und wir klatschen einmal mehr in die Hände, weil wir alles richtig gemacht haben.

Die folgenden 2,5 Stunden verbringen wir im Randers Regnskov (also dem Randers Regenwald), einer Anlage aus drei futuristischen Halbkugeln mit Klima zwischen warm und feucht und sehr warm und sehr feucht sowie einem stetig vor sich hintropfenden Regenwald. In und um diesen herum findet man allerlei großes und kleines Getier mit Federn und Zähnen und Flughäuten und Flossen und Stacheln und Schuppen und Borsten und und und …

Jetzt Frau R. zum Thema "Mein Froind der Otter": … Nein, zuerst zum Thema "Mein Froind, das feucht-warme Klima". Bei Temperaturen von 25–30 Grad und einer Luftfeuchte von 100 % fühle ich mich wie zu Hause. Die Schleimhäute jubilieren, die von der mitteleuropäischen trockenen Kälte gequälte Haut atmet fast sichtbar auf und ich könnte mich laut schnurrend mit einem Liegestuhl mitten in ein Gehege setzen. Nun zu meinem Froind, dem Otter. Spätestens seit dem Besuch des Rotterdamer Zoos anno 2002 bin ich Otterfan. Ob es sich nun um den Seeotter, den Fischotter oder – wie hier – um den mittelamerikanischen Flussotter handelt: Ich mag ihn! Im Regenwaldzoo von Randers hat die Otterfamilie ein sehr schön großes Gehege, in dem sie viel herumlaufen und auch tauchen und schwimmen kann. Da es kurz vor der Fütterung ist, schießt man laut fiepend durch die Anlage, krault aufgeregt im Becken und schaut die Besucher erwartungsvoll an. Ich hätte gern einen Fisch oder eine Muschel geworfen, aber das ist ja nicht erlaubt. Außerdem trage ich so etwas nicht bei mir. Also bleibe ich verzückt, "Ach schau nur!" und "Schau mal, die spitzen Zähne und die Pfötchen!" säuselnd, lange vor dem Gehege stehen.

Es braucht übrigens ca. eine halbe Stunde, bis meine Kamera soweit akklimatisiert ist, dass sich nicht ständig ein Kondensnebel auf den Linsen bildet. Ich selber bilde allerdings auch danach noch ausreichend Kondensat auf der Stirn – kein Wunder bei 150 % Luftfeuchte. Immer das Gemecker :-p Darüber hat Herr H. wohl gar nicht die Tiere gesehen, wenn man sie mal sehen konnte. Die Gehege sind nämlich so gebaut, dass die Tiere sich auch verstecken können. Gut, in den Aquarien geht das nicht wirklich. Aber die Tiere, die sich relativ frei bewegen können, können auch im Blattwerk der Bäume und im Unterholz Unterschlupf finden. Trotzdem sieht man: Affen, diverses Geflügel, Flughunde, Tapire und Stachelschweine (die beiden selbstverständlich nicht frei laufend). Herr H. entdeckt sogar den schlafenden Baumozelott, der sein Frühstück verschmäht hat und auf einem Felsen ein Mittagsschläfchen hält. Es gibt außerdem viel Unterwassergetier zu bewundern. Der Hai tut mir etwas leid und auch bei den Seekühen weiß ich nicht, ob sie evtl. etwas mehr Bewegungsfreiheit bräuchten. Wenigstens gibt es keine Streichelbecken! Unser absolutes Lieblingsgehege war die Fledermaushöhle. Frei fliegende südamerikanische Brillenfledermäuse (?) - was für ein Erlebnis! Wenn man sich ganz still verhielt, dann flogen sie ganz dicht an einem vorbei. Und manchmal meinte ich auch, einen Flügel zu spüren. Lustig anzusehen war auch manches Weibsvolk, das auf die Herumflatternden mit lautem Gekreisch reagierte. Amüsant waren auch 2 entflohene Futterkakerlaken, die aber gewiss nicht lange in der Höhle überlebt haben. Die grün schimmernden "Schädel" waren etwas zu dick aufgetragen, den Kindern hat's aber gefallen. Apropos: Die Behauptung von Herrn H., dass an einem Montag bestimmt nicht viel los sei, erwies sich als völlig haltlos. Zeitiges Kommen sicherte nicht nur einen Parkplatz, sondern auch einen annähernd ruhigen Rundgang.



Nach dem Regenwaldbesuch stechen wir noch kurz ab in Richtung Innenstadt, um uns in der Touriinfo mit Material für einen weiteren Randersbesuch bei schönerem Wetter zu versorgen. Das Städtchen hat nämlich noch ein bisschen mehr zu bieten als nur tropische Halbkugeln, und es steht deshalb für einen späteren Tag im Urlaub nochmal im Plan.

Negativ: Die in einem der Prospekte angekündigte tolle Bäckerei in der Innenstadt hat Sommerferien, wie übrigens ungefähr 30 % aller anderen Geschäfte auch …

Der Abend soll eigentlich auf der Terrasse enden, aber ab und zu nieselt es, und direkt windstill ist es auch nicht. Einmal mehr freuen wir uns, die Entscheidung fürs Ferienhaus auch vom Vorhandensein einer für zwei Personen ausreichenden Lesecouch abhängig gemacht zu haben.



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Dienstag, 19.07.2011: Gammel Estrup

Bei euch in Dresden regnet es, oder? Sorry: bei uns scheint die Sonne. Da das nicht einhunderprozentig sicher war, haben wir den Tag mit Extremausschlafing und Langfrühstücking begonnen, was eine konzertierte und konzentrierte Tagesgestaltung erst nach Mittag möglich macht. (Lange schlafen scheint mein neues Urlaubshobby zu werden.) Das schränkt unseren Aktivitätsradius etwas ein; ein kurzer Blick auf die "Könnte man machen"-Liste lässt uns beide gleichzeitig "Gammel Estrup!" rufen.

Gammel Estrup ist eine alte Schlossanlage in der Nähe von Auning, an der Straße nach Randers gelegen. Dort befinden sich eine Herrenhausausstellung, eine Landwirtschaftsausstellung, ein großer Schlossgarten und – nicht zu vergessen – das Schloss selber. Im Prospekt sieht das alles sehr lauschig und erholsam aus, und wir stellen fest, dass das der Wahrheit entspricht. Meine Ankündigung, dort ein bisschen fotografieren zu wollen, führt zur unverzüglichen Buchmitnahme bei Frau R. und stellt sich für beide später als sehr gute Entscheidung heraus.

Zuerst jedoch schnudeln wir durchs alte, gut erhaltene Schlösschen, das auf ungefähr 500–600 Jahre Geschichte zurückblicken kann. Eine schöne Backsteinanlage beherbergt jede Menge sehenswerte Räume und Gemächer, und es finde sich die für alte Schlösser unvermeidlichen Einrichtungsgegenstände wie Wandteppiche, Himmelbetten, Gemälde, Nachttöpfe und andere Geschirre sowie – nicht ganz so üblich – auch ein gut eingerichtetes Billardzimmer sowie eine sehr niedliche Bibliothek in einem der Türmchen.

Im Anschluss an die Besichtigung der Innenräume laufen wir eine kleine Runde durch den immerhin 120 ha großen Schlossgarten, in dem sich neben Schweinen, Kühen, Schafen und Gänsen (Herr H. erbeutet ritterlich und unter Inkaufnahme von Stromschlägen und giftigem Gänsezischen eine Gänsefeder von der Gänsewiese für mich!) auch Kräuterbeete und eine Apfelbaumplantage mit sagenhaften 272 verschiedenen Sorten befinden. Wir können das leider nicht gebührend würdigen. Wo ist Herr X., wenn man ihn mal braucht?

Da nur ein paar niedliche Wolken am Himmel schweben, lasse ich meine Frau an einem ruhigen Tisch in der Nähe des nicht genutzten Spielplatzes zurück und gehe auf die angedrohte, ca. einstündige Solo-Fototour. Aaah: La dolce Vita! Mein Buch, die Kekse und ich genießen diese Auszeit sehr. Die Sonne scheint und hätte mich auch fast gebräunt. Aber ich lasse meine Jacke an, denn ich habe vergessen, mich mit Sonnenspray LSF 50 einzuschmieren. Danach erklären wir Gammel Estrup für abgehakt und ziehen uns nach einem kurzen Zwischenhalt an der Tankstelle (12,25 Kronen für 1 Liter 95 Oktan, also Super) gegen 17 Uhr zu Kaffee, Tee und Keksen ins Häuschen zurück.



Abends drehen wir noch eine kurze Runde am Strand, aber wirklich nur eine kurze. Immerhin schaffe ich es mit den Füßen bis ins Wasser!



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Mittwoch, 20.07.2011: Ebeltoft

Wir haben mal wieder ein Wetter aus der Kategorie "Das glaubt uns daheeme keener!", denn der Wetterbericht für euch in Dresden sieht besch***** aus, wohingegen wir erneut blauen Himmel und Sonne beim Aufwachen vorfinden. Da das mehr oder weniger schon so angekündigt und der Wecker wohlweißlich gestellt war, haben wir nach dem Frühstück genug Zeit für einen Ausflug nach Ebeltoft. Jenes liegt im Süden von Djursland und ist ein kleines Städtchen mit alten Häusern, einem Yachthafen, einer Fregatte ("Fregatten Jylland"; imposant, aber eher ein großer Kinderspielplatz), einer überwachsenen Grabhügelanlage (zumindest behauptet das Herr H.) und einer kleinen Kirche. Wir latschen froh und frei kreuz und quer durch den Ort, finden – yippie! - sogar eine Bo-Bendixen-Butikke, in der Frau R. ein Stück "Diverses" (die Verkäuferin fand einfach nicht den richtigen Knopf für "toller Seidenschal mit Miezenmotiv" auf der Kasse und drückte deshalb einfach "Diverses") ersteht. Der Friedhof ist wie alle in Dänemark reichlich unspektakulär, verfügt jedoch über eine Sitzbank zur Rast mit nettem Blick über die Stadt.

Das Glasmuseum selber ist nicht allzu riesig, bietet aber ein paar nette Ausstellungsstücke und einen interaktiven Raum, in dem man z.B. an einem virtuellen Glasbläserarbeitsplatz mittels Mikrofon und Touchscreen ein Glaskunstwerk kreieren und sich anschließend per E-Mail zuschicken lassen kann. Echt klasse! :) Und am Jahresende werden alle Kreationen bewertet und ein Sieger gekürt. Unsere virtuellen Glaskunstwerke: Frau R., heizfrosch.

Wir setzen uns anschließend noch ein bisschen in den Innenhof des Museums und schauen Kindern beim Bau von Sandformen zu. Diese kann man sich in der Werkstatt mit Glas ausgießen lassen – allerdings sind die dadurch entstehenden "Kunstwerke" wegen der Abkühlzeit erst am nächsten Tag abholbereit, und deshalb verzichten wir auf das Ausleben unserer kreativen Ader. Wir schnudeln gegen 15 Uhr am Hafen zurück in Richtung Auto, verziehen uns zum Kaffeetrinken nach Hause und lassen alle Fünfe gerade sein – urlaubn, urlaubn, urlaubn!



Den Rest des Nachmittags und Abends verbringen wir sonnencremegeschützt auf unserer sonnenüberfluteten Terrasse. Ab morgen soll das Wetter nachlassen – also nutzen wir jede Minute, um Skandinavien zu atmen.



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Donnerstag, 21.07.2011: Århus

Das zweite Mal in unserem Leben besuchen wir Århus – vorgeblich, um uns die Stadt nochmal von anderen Seiten anzusehen, eigentlich aber, um einen Großteil unseres Vermögens im "Museum Kopi Skmykker"-Elsterladen gegen Silber einzutauschen. Frau R. zabbld ja nun schon seit mittlerweile zwei Jahren in Erwartung einer neuen Gelegenheit dazu, also halten wir uns nicht lange mit dem Vorgeplänkel auf.

Unsere Reise beginnt mit einem Disput über die bislang vollständige Abwesenheit von Katzen in unserem Urlaub; wenige Sekunden später latscht ein Stubentiger fröhlich über das Feld am Ende des Schotterweges, welcher sich durchs Ferienhausgebiet zieht. Na bitte – Tag gerettet.

Wir parken das Auto nach ungefähr einer Stunde Fahrzeit exakt (+/-3 Parklücken) an der gleichen Stelle wie 2009, holen uns in der Touriinfo noch flink ein paar Ideen und latschen dann gen Domkirche. Daneben erfolgt dann oben erklärter Austausch Geld gegen Schmuck, und Frau R. wirkt mit Odin in den Ohren äußerst glücklich. Bin ich auch! Virtueller Schmuck ist zwar ganz nett, aber nichts gegen das Gewicht eines massiven Silberohrrings.

Ansonsten wird’s halt ein Wandertag durch Århus' Straßen und Gässchen, durch diverse Viertel und an vielen alten Häuschen vorbei. Kirchen, Museen und andere Touribrennpunkte lassen wir dieses Jahr aus. Kurz vor Schluss der Tour reizt uns zwar noch ein Gebäude mit einem weit über der Stadt Aussichtsrondell, aber 14 EUR pro Person für Treppesteigen nebst Stadt von oben gucken scheinen uns nach vier Stunden zu Fuß nicht mehr sonderlich lukrativ. Wenigstens gibt es einen "Tand-und-Schleuder-Laden", in dem man Nützliches und rein Dekoratives von skandinavischen Designern kaufen kann. Mein Favorit war ein voll funktionstüchtiger Einkaufswagen in 1:10. Aber für knapp 30 EUR reichlich teuer. Und an dieser Stelle muss ich stolz erwähnen, dass man uns den deutschen Touri mal wieder nicht ansieht. Wenn wir angesprochen werden, dann auf Dänisch oder wenigstens auf Englisch.

Mit dem Running Gag "Beim nächsten Mal gehen wir irgendwo ein Stück Torte essen" auf den Lippen latschen wir zum Auto und sind pünktlich gegen 16 Uhr im Häuschen, wo wieder Kaffee, Tee und Kekse warten. Aber wir schaffen das noch, versprochen! Das Wetter hat tatsächlich nachgelassen, die Sonne ist nicht mehr zu sehen, aber es ist immerhin noch trocken und warm genug für ein bisschen Terrassenherumlümmeln. Morgen soll echtes Mistwetter werden!



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Freitag, 22.07.2011: Mistwettertag

Wie angekündigt und vom Barometer bestätigt, hat das Wetter nachgelassen. Der Himmel ist mit einer grauen Wolkenschicht bedeckt, es regnet bzw. werden feine Wassertröpfchen vom Wind durch die Luft getragen. Wir haben uns für heute nichts vorgenommen. Also bleibt der Wecker aus. Ich schlafe bis kurz nach 10 Uhr, was einer Schlafzeit von fast 11 Stunden entspricht. Absoluter Rekord! Hoffentlich gewöhne ich mich nicht daran. Herr H. ist schon seit Stunden wach und liest. Dafür mache ich heute Frühstück. Da es nicht wirklich kalt ist (18 Grad) entschließt sich Herr H. zu einem kleinen Fotoausflug an den Strand. Ich bleibe gemütlich im Häuschen und lese. Urlaubn, Urlaubn, Urlaubn!

Das Thema Strandgang hat sich beinahe schon 20 Meter vor dem Strand erledigt, denn das vergleichsweise tosende Wasser überspült heute breite Teile des sonst trockenen Gebietes zwischen Meereskante und Inlandtümpel. Ich schlunze deshalb auf einem Parallelweg bis zum nächsten – und auch einzig passierbaren – Übergang, fotografiere anschließend Organisches aller Art, lasse mir von der Seeluft die Nase durchpusten und von der Gischt den Kopf einsalzen. Insgesamt hält es mich ungefähr 1,5 Stunden draußen, was für heute auch reichen soll.

Am Nachmittag tätigen wir einen kurzen Einkauf in Glesborg und erwerben Kaffeetrinkenleckereien zum Goldpreis, 8 EUR für 2 Nusshörnchen und zwei runde Gebäckteile mit Schoki drauf. Aber lecker war es schon. Nach dem Abendbrot wird bei einem zufälligen Blick aus der Haustür noch eine – Olaf nicht unähnliche – Miez gesichtet, welche sich unter unserem Auto vor dem mittlerweile wieder strömenden Regen in Sicherheit gebracht hat. Allerdings scheinen wir zwei ihr nicht ganz geheuer, denn mit ein paar wilden Sprüngen verlässt sie kurze Zeit später das Grundstück.

Der Abend vergeht mit der Vernichtung einer kleinen Menge Rotweins und einer großen Anzahl Buchseiten.



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Samstag, 23.07.2011: Grenaa (oder Grenå, das wissense noch nich so genau …)

Das Wetter bessert sich nach dem Aufwachen stündlich und "hat Potenzial", wie Frau R. heute öfter anzumerken gedenkt. Wir frühstücken erstmal einen großen Teil der noch rumfliegenden grauen Wolken weg und schwingen hernach unsere Rückseiten ins Auto zu einer kleinen Tour nach Grenaa. Oder Grenå. Das kann keiner mit Bestimmtheit sagen, denn die Schreibweisen des Ortes wechseln nach Lust und Laune, bedeuten letztendlich aber auch das gleiche. Nach der Großen Dänischen Rechtschreibreform sollte Grenaa eigentlich Grenå heißen. Das wollten die Einwohner jedoch nicht. Also haben sie sich erfolgreich – ebenso wie die Stadt Aalborg – gegen diese quasi Umbenennung gewehrt. Zumindest regional. Das Nest selber ist ziemlich niedlich, aber auch unspektakulär. Wir betreiben deshalb den höchstmöglichen Aufwand, latschen die kompletten 3 km von der Stadtmitte zum Hafen und danach auf der anderen Seite des Grenåen (Å=Fluss oder Flüsschen und tatsächlich ein einbuchstabiges Substantiv, Gren=?, vielleicht eine alte Form von grøn=grün?; der Fluss durch den Ort heißt also Grenåen, der Ort selber heißt "am Fluss Gren". Oder so ähnlich. Langsam klappts mit dem Dänisch. In der Nähe gibt’s ein Nest namens Alling und daneben eins, welches Allingåbro heißt – das wäre dann der Ort an der Brücke (bro) über den Fluss (Å) bei Alling. Alle dänischen Muttersprachler werden sich jetzt vor Lachen kringeln und mir hernach die zukünftige Einreise ins Land verweigern.) wieder zurück in die Stadtmitte. Der Rückweg ist sowohl kurzweilig als auch lauschig, und er beginnt mit einem guten Omen: Ein propperer, grau getigerter Kater mit weißen Stiefeln hält uns für würdig, ihn aus der Nähe zu betrachten. Jedes Grundstück direkt am Fluss hat eine eigene Bootsanlegestelle. Man weiß zwar nicht genau, ob jedes Wassergrundstück auch zu dem Wohngrundstück dahinter gehört, wahrscheinlich aber schon. Luxus pur, weil die meisten Grundstücke durch den dichten Uferbewuchs kaum einzusehen sind. Die Schwalben fliegen tief, die Grillen zirpen, Herr H. meint, Rebhühner zu sehen. Ich muss ihm diesen Traum zerstören; es waren nur Tauben. Ein herrlicher Nachmittag! An einem gut einsehbaren Bootssteg wird erkennbar, dass sich auch die Jugend langsam Gedanken um die Zukunft der Grundstücke macht: Es findet offensichtlich ein fröhliches Familienbeisammensein statt und Oma wird umsorgt und mit Alkohol abgefüllt. Die Grundstückspreise sind in Dänemark vermutlich nahe am Rand von Fantasiepreisen …

In der Innenstadt werden samstags allerdings bereits gegen 15 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt und die Bierfässer abgestöpselt, und gleichzeitig schwindet wirklich schlagartig alles Leben aus den Gassen. Man sieht förmlich das Rollgras herumtrudeln … Uns hält deshalb nichts mehr, wir rollen noch flink an einer lokalen Attraktion (Baunhøj Mølle) vorbei, einer Mühle, welche Sonntags mahlt und ansonsten eher eine Kunstausstellung zu sein scheint. Nunja – ab nach Hause zu Keks und Heißgetränken, denn immerhin verspricht es ein lauschiger Abend auf der Terrasse zu werden. Dieses Versprechen wurde anschließend auch gehalten! Denn ich hatte mit dem Wetter Recht: Es hatte Potential!



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Sonntag, 24.07.2011: Rosenholm Slot

Auch das Wetter heute hat Potenzial, allerdings ausschließlich für Indooraktivitäten. Draußen nieselregenwolkt es ein bisschen zu sehr, als dass man das Wetter noch mit "brauchbar" bezeichnen könnte. Wir gehen den Tag deshalb gemütlich an und rollen gegen Mittag gemütlich in Richtung Schloss Rosenholm, ca. 40 km vom Ferienhaus entfernt.

Dieses wurde lange Zeit von der Familie Rosenkranz bewohnt und betrieben, aber Mitte der Neunziger Jahre dann in eine Stiftung umgewandelt. Natürlich, sonst wäre kaum Geld für die Instandhaltung aufzubringen und das Erbe vor der Erbschaft- oder Vermögensteuer zu sichern. Dazu werde ich noch recherchieren ;-) Besuche im Schloss sind nur in den Sommermonaten möglich, und dann auch nur im Juli/August ganzwöchig. Um die Räume besichtigen zu können, muss man sich einer Führung anschließen (~75 Kronen, also 10 EUR pro Person). Im Schloss selber ist das Fotografieren verboten, in den Außenbereichen ist es erlaubt. Wir verbringen die Zeit bis zum Beginn der Führung mit Tauben vergiften im Park … Natürlich nicht! Ich beobachte die Schwalben und stehe so still, dass sie mich für harmlos halten und ganz nahe an mir vorbei fliegen. Herr H. fotografiert Panoramen und macht Puzzle-Bilder.

Alles im Schloss wirkt etwas intimer als in ähnlichen Anlagen, welche wir bisher besucht haben – wohl auch, weil das Schloss bis vor kurzem eben auch komplett bewohnt war, überall noch Familienfotos herumstehen und (mit Verlaub) der Mief der Jahre sehr authentisch in den Zimmern hängt. Es wäre wünschenswert, wenn die Erlöse aus der touristischen Nutzung oder andere Fördermittel ausreichten, um die Sanierung einiger Ecken anzugehen – die Gobelins, Goldtapeten etc. würden sich über kleine Ausbesserungs- und Sanierungsarbeiten sicherlich freuen. Nicht dass das Ensemble heruntergekommen wirken würde, das ist nicht der Fall; aber man sieht den Zahn der Zeit schon ein bisschen nagen, und es wäre schade um die Inneneinrichtung, welche mehr Zeitgeist atmet als anderswo. Bei der Führung gehen wir glatt als Dänen durch oder zumindest als solche, denen Dänen nahe stehen. Man spricht dänisch mit uns. Und ehrlich gesagt: Die englischen Ausführungen sind nur die Kurzfassung dessen, was auf Dänisch erklärt wurde. Mit etwas konzentriertem Zuhören ist es möglich, den Sinn des Erzählten zu verstehen. Irgendwie ist mir, als ob in dem Schloss Teile einer Olsenbande-Folge gedreht wurden. Die nette Schlosserklärerin weiß das nicht und gibt uns die Visitenkarte ihres Chefs – der Schlossverwalter – der angeblich alles weiß. Wir werden sehen!

Übrigens wurde im Schloss selber nach alten Erzählungen auch mal eine junge Frau eingemauert. Bei Rekonstruktionsarbeiten fand man hinter einer Wand tatsächlich ein Frauenskelett, und dort liegt es auch noch heute. Die Gute hatte sich von einem Mann niederen Standes schwängern lassen. Selbigen hat man, um die für den Ort des Geschehens nicht standesgemäße Schande des Hängens zu umgehen, noch flink zum Ritter geschlagen; er bekam die üblichen drei Schläge mit dem Schwert auf die Schultern, und der vierte Hieb trennte ihm eine Sekunde später die Rübe vom Stamm. Heute bewegt sich ab und zu der Vorhang vor der Wand mit dem Skelett, und man erzählt, dass die Frau sich dann auf ihren Weg durchs Schloss begibt, um sich mit dem kopflosen Mann zu treffen. Da hätte ich doch gern die Führung um Mitternacht bekommen!

Die Besichtigung der Räume im Erdgeschoss dauert ungefähr eine Stunde, und wer Lust, Zeit und das passende Wetter hat, kann sich hernach noch im weitläufigen, schönen Schlossgarten verlustieren. Uns war das Wetter dafür zu unangenehm, und deshalb fuhren wir zurück ins Häuschen.



Bewegen im Panorama: Übermausen und ziehen; Vollbild: Doppelklick; Vergrößern/Verkleinern: Shift+Scrollrad

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Montag, 25.07.2011: Kattegatcentret in Gren(å|aa)

Das Wetter wirkt heute potenziell unpotenziell. Es hat zwar die Tendenz zum Verblauhimmeln, aber irgendwie noch nicht richtig. Wir entscheiden uns deshalb erneut für eine Indoorunternehmung und besuchen das Kattegat-Zentrum in Grenaa. Selbiges liegt direkt neben dem Überseehafen, ist ein Großaquarium rund um die Fauna des (tataa!) Kattegat und wird, außer von uns, heute noch von ca. 1 Million Dänen heimgesucht. Und da gestern das Wetter vergleichsweise schlecht war, muss wahrscheinlich höllisch viel los gewesen sein. Ich selber bin nicht unbedingt ein Freund des Herdenauftriebs in geschlossenen Räumen, zumal die Dänen, sobald sie laufen können, gerne mal den Wikinger in sich rauslassen und ohne Rücksicht auf Verluste durch die Gegend rempeln. Da hat man nur 2 Möglichkeiten: Alles klaglos über sich ergehen lassen oder einfach draufzu laufen. Bei letztgenannter Variante ist es aber hilfreich, wenn man ein fröhliches "Undskyld!" (Das wird "onsküll" ausgesprochen, ist selbstverständlich dänisch und heißt schlicht und ergreifend "Entschuldigung!".) in die Masse ruft. Eventuell hat man ein Kind in den Gang katapultiert und Mutter oder Vater wiegen an die 100 kg und können einen aus Rache platt walzen. Zum Glück staunen die meisten Kinder wie Erwachsenen mich nur an. Aber ich bleibe tapfer bei der lokalen Mundart und dem inländischen Habitus. Herr H. hat da ganz andere Methoden, denn er hat Utensilien dabei ;-) Denn wenn man sich der Situation ergibt, einfach mitrempelt und ggf. auch mal einem fremdelterlichen Kind mit dem Einbeinstativ und einem bösen Blick eine neue Richtung gibt, dann eröffnet doch sich die eine oder andere Möglichkeit, selber einen Blick in die Aquarien zu werfen. Insofern kann ich den ungefähr 3 Stunden im Kattegatcentret einige schöne Momente abgewinnen. Ich mag das Meer und die Meeresbewohner ja ohnehin. Und wenn so ein Seepferdchen an einem vorbei dümpelt, dann vergisst man die Welt um sich vollkommen. Wir erleben eine Haifischfütterung, einen Taucher im großen Haifischbecken, schauspielernde Seehunde im Außengehege, ein paar nette Sonnenminuten auf der Terrasse, Kinder, welche Frau R. erschrocken anstarren und von mir mit einem "Buh!" endgültig den Rest bekommen, gefährliche Fische von der Größe eines Zehennagels, die Verteilung von ungefähr einer Tonne Pommes innerhalb einer halben Stunde, und wir finden, dass ~21,50 EUR pro Person etwas mehr als das Maximum sind, was man für den Besuch im Kattegatcentret verlangen dürfte – verglichen mit den 12-14 EUR, die ein Besuch im Ozeaneum in Stralsund kostet. Die Haifisch- und Rochenfütterung war wider Erwarten keine Show, bei der die Tiere Kunststücke vorführen mussten. Soweit möglich wurden die Haie durch Futtergaben so an den Menschen gewöhnt, dass man sie für notwendige Untersuchungen nicht unter Betäubung aus dem Becken nehmen muss, sondern sich vom Pfleger auf die Seite oder den Rücken drehen lassen. Wobei der Sinn bzw. Unsinn von Haien in Gefangenschaft hier insofern nicht so groß ist, als dass das Kattegatcentret führend in der Haiverhaltensforschung ist.

Wir verlassen gegen 15:15 Uhr das Gelände und rollen noch flink zum Fornæs Fyr, einem Leuchtturm in der Nähe von Grenå – dieser ist aber nicht zugänglich, weshalb wir es bei einem fünfminütigen Strandgang unterhalb des Leuchtfeuers belassen und nach einem kurzen Abstecher in den Glesborger Supermarkt zurück zum Häuschen fahren. Immerhin haben wir uns mit Tonnen von Keksen eingedeckt, und die wollen vernichtet werden.



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Dienstag, 26.07.2011: heizfroschs Solo-Rundflugtag

Mannomann, was für ein Bombenwetter. Schon der erste kurze Blick in Richtung Außenwelt ca. 6:30 Uhr lässt einiges erhoffen, aber nach dem eigentlichen Aufstehen gibt der Tag dann wirklich sein Bestes. Ich schwinge meinen Hintern deshalb zum tradtionellen Rundflugtag ins Auto – Ziel ist der Horizont, der Weg ist dem Zufall geschuldet. Cruisen über dänische Landsträßchen, nette Mugge aus den Lautsprechern und ab und an ein Zwischenhalt zum Zwecke des Fotografierens.

Los geht’s durch Wald und Flur in Richtung Gjerrild Klint, einer Gegend mit Steilküsten und Steinstrand. Dort wandelt sich mein Aggregatzustand ob der stechenden Sonne bereits von roh zu nicht ganz durch, aber schon ein bisschen über bloody drüberweg. Ungefähr zwei Stunden verbringe ich an diesem netten Ort, an dem zum Zeitpunkt des Rückmarschs die eigenen Fußspuren vom Hinmarsch immer noch die einzigen im Sand sind. Herrlich!

Weiter geht’s in Richtung eines (modernen) Leuchtturms, welchen ich vom Strand aus entdeckt hatte; es müsste der vom Gjerrild Nordstrand sein. Leider steht er auf Privatgelände, und deshalb lasse ich ihn mit Bedauern links bzw. rechts liegen.



Es treibt mich wieder kreuz und quer übers Land, einfach der Nase nach. Eine Weile später entdecke ich ein paar Kilometer weiter in der Ferne ein paar Hügel, welche irgendwie nach Grabhügeln aussehen. Ich fahre quasi einmal um den Berg drumrum und entdecke rein zufällig bei Thorsø die einzige Zufahrt zur Bergspitze (Thorsø Høje), welche einmal mehr nur ein besserer Treckerpfad und einfach abenteuerlich ist. Hier nochmal meinen Dank an die französischen Autohersteller von Citroen, welche uns vor Jahren ein Auto geliefert haben, das auch solche Stichtouren klaglos hinnimmt.

Oben angekommen, schieße ich einige Panoramen, schaue einem Trekkerfahrer bei seiner Vesper zu (der ist wirklich wegen der Aussicht da hoch gerollt!), latsche kreuz und quer durch die ungefähr 8 Grabhügel und freue mich diebisch, etwas entdeckt zu haben, was bis jetzt in keiner Touribroschüre verzeichnet war.



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Der Tag ist einfach super – und ich beschließe, dass er heute Abend mit einer Zigarre enden wird. Die muss allerdings erst noch besorgt werden, also mache ich einen kleinen Abstecher nach Grenaa. Mit den Räucherwaren im Gepäck schlunze ich in Richtung Auning, um mich auf die Suche nach der Steinzeitgrabanlage bei Tustrup zu begeben. Diese liegt wirklich bei Tustrup, und zwar gut versteckt im Wald, was mir nacheinander Fragekontakt mit dänischen Landurlaubern, einer dänischen Pferdebäuerin und einem dänischen Trekkerfahrer einbringt. Letzterer kennt dann tatsächlich den Weg, und 5 Minuten später bin ich angekommen.

Vor Ort gibt es ein Erklärhütte zur Selbstinformation und eine Wegeplan. Ausgehend von meinen Erfahrungen, dass in Dänemark alles ein bisschen kleiner ist, als es auf den Wegebeschreibungen wirkt, biege ich zu zeitig nach rechts ab und komme deshalb nicht wie erhofft an der Steinzeitgrabanlage heraus, dafür aber an der wahrscheinlich billigsten Ferienunterkunft Dänemarks. Das Bild sagt wohl alles … :)

Also nochmal zurück auf Los, und diesmal klappts dann auch mit der Wegfindung. Ich vertreibe mir noch ungefähr eine Dreiviertelstunde lang die Zeit, dann fängt der Magen doch an zu knurren, und die Uhr sagt: ab nach Hause! Ein kurzer Umweg über Nana's Pizza & Grill in Bønnerup Strand bringt mir zwei Burger ein, und kurz nach 18:30 Uhr stelle ich unser Auto in den Carport. Essen, duschen, Bilder sichten, Zigarre, lesen – das war's.



Ich verbringe den Tag lesend und faulenzend auf einer der Terrassen vor unserem Urlaubshaus. Die Piepsies halten mich mal wieder für so harmlos (ohne dass ich sie mit Kekskrümeln korrumpieren muss), dass sie kaum 3 m von mir entfernt ihre 3 Kleinen aus dem Nest locken (viel Getschilpe, Geflatter und Locken mit – wahrscheinlich – lecker Futter) und sie zu den ersten Flugversuchen ermuntern. Was es für eine Vogelart ist, weiß ich nicht. Das muss ich in Deutschland noch recherchieren. Neben dem Lesen teste ich verschiedene Funktionen meines Fotoapparats aus und vertilge eine gute Anzahl von Schoki-Keksen. Der Nachbar ist höchstwahrscheinlich nicht zu Hause, denn es wird weder gesägt noch gemäht. Was für ein schöner Tag!



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Mittwoch, 27.07.2011: Randers & nochmal Tustrup Oltidsminder

Das Wetter … Ach, das Wetter! Traumhaft ist es! Sonne vom Tagesanfang bis zum Tagesende, federleichte Wölkchen, und in der Sonne sind die tatsächlichen 20 Grad eher gefühlte 30.

Während des Frühstücks dröhnen ungewohnt laute* und heftige Töne durchs Ferienhausgebiet. Den Grund dafür entdecken wir bei der Ausfahrt aus dem Grundstück: Wir sind akustische Zeugen des dänischen Straßenbaus geworden! Dazu muss man erklären, dass alle Wege hier im Gebiet mehr oder weniger nur festgefahrene Dreckpisten sind, welche auch und vor allem bei Regenwetter dank der Hanglage gehörig leiden. Somit haben sich die schon bei unserer Ankunft vorhandenen Schlaglöcher im Lauf der letzten 1,5 Wochen sowohl vergrößert als auch vermehrt, was die tägliche Fahrt vom und zum Häuschen zunehmend zum Trekkingerlebnis mit Rodeocharakter machte. Heute früh aber scheint eine große Maschine durch die Gegend gefahren zu sein, welche sowohl die obersten 10 cm der Wege abgehobelt und gleichmäßig neu verteilt als auch alles ein bisschen überschottert hat – die Schlaglöcher sind Geschichte, und man kann jetzt tatsächlich die maximal erlaubte Geschwindigkeit von 30 km/h fahren, ohne dass es einem die Räder vom Auto reißt!

Beste Bedingungen also für einen erneuten Ausflug nach Randers. Wir laufen dort, beginnend am Parkplatz unterhalb der alten Thor-Brauerei, die "Sternenroute" ab und in Zickzacklinien durch die Stadt. Viel zu erzählen gibt’s dazu nicht – Randers hat, wie viele andere dänische Städtchen, ein paar alte Häuschen zu bieten, eine ansehnliche Kirche, mehrere Fußgängerzonen und Sehenswürdigkeiten, die man manchmal auch mit Suchen nicht findet. Meiner Meinung nach wurde die sog. "Sternenroute" nur etabliert, damit man sich möglichst lange in dem Städtchen aufhält. Die Karte zu dieser Route ist nicht maßstabsgetreu und die Sterne auf den Pflastersteinen sind so klein, dass man eigentlich ständig den Blick auf die Straße geheftet halten muss. Dann würde man aber nichts von der Stadt zu sehen bekommen. Irgendetwas ist ja immer!

Was wir ebenfalls nicht finden, ist ein kleines Mitbringsel für die Pfötchenhotelbetreiber zuhause. Eigentlich wissen wir, was wir wollen – aber wir finden keine passenden Laden. Wer Schmuck, Schuhe, Badeklamotten oder Fotoapparate kaufen möchte, ist in Randers prima aufgehoben, denn solche Geschäfte finden sich alle 20 Meter. Wer jedoch etwas spezielles oder außergewöhnliches sucht, sollte sich dafür lieber anderswo aufhalten …



Nach deshalb beinahe zwei Runden durch die Stadt brechen wir den Versuch mitbringsellos ab und rollen gen Heimat. Frau R. möchte kurzentschlossen doch noch selber die Steinzeitgräber bei Tustrup besichtigen, und dank einer Speicherung im Navi finde ich die Anlage heute ganz ohne Probleme. Wir vertreiben uns dort noch ein bisschen die schöne Nachmittagszeit und sind gegen 17:30 Uhr dann endgültig zurück im Häuschen.



(*An das Holzsägen, Rasenmähen, Hämmern, Dübeln, Heckeschneiden und andere Bautätigkeiten, welche – außer bei Schlechtwetter – täglich in den späten Nachmittagsstunden und abends ab 20 Uhr im Nachbargrundstück für eine halbe bis eine Stunde stattfinden, haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Notfalls haben wir noch 4 Flaschen Wernesgrüner Plörre in der Hinterhand, die wir selber nicht trinken würden, aber zu Bestechungszwecken verschenken könnten.)

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Donnerstag, 28.07.2011: Fyrkat

Hm – der Himmel sieht anders aus, als man ihn uns gestern versprochen hat. Statt hellem Sonnenschein blitzt grauer Dunst durchs Schlafzimmerfenster. Aus dem geplanten zweiten Ausflug nach Gjerrild Klint machen wir deshalb kurzentschlossen eine Reise nach Fyrkat, ein Wikingerdorf etwa 80 km nordöstlich von uns. Der aktuelle Baedecker lügt übrigens: Fyrkat liegt nicht 3 km südlich von Hobro, sondern direkt in Hobro. Zwar am südlichen Stadtrand, aber eben in Hobro. Man muss also nach Hobro hineinfahren, um einen der wenigen Wegweiser zu finden – außerhalb von Hobro gibt’s nämlich keine. Und weil das so ist und weil wir eine Weile erfolglos 3–5 km südlich von Hobro gesucht haben, rolle ich an eine Tanke, vor der ein junger Mann gerade in sein Auto steigt. Ich frage höflich, ob er vielleicht Englisch spricht. Er verneint. Ich hole meine Baedecker-Karte hervor, zeige auf den Ort meiner Wahl und frage: "Hvor er Fyrkat?" Ich habe keine Ahnung, ob ich ihm gerade eine bösen Witz erzähle, denn das ist nur angehörtes und aufgeschnapptes Dänisch; zumindest habe ich keine Ahnung, ob die Frage für ihn einen Sinn ergibt. Er antwortet mir darauf in fließendem(!) Englisch, dass ich einfach noch ein bisschen stadteinwärts und nach der Q8-Tankstellen nach links und dann … ach Quatsch, ich solle ihm einfach hinterherfahren. Ab hier erzählt Frau R., denn mir glaubt das eh niemand:

Der Wikingernachfahre fährt einen schwarzen VW Golf, also die neuzeitliche Entsprechung eines wendigen Pferdes ;-) Und wie der tollkühne Wikingerjüngling anno 5 n. Chr. seinen nicht mehr ganz so jungen, aber dennoch schnellen und erfahrenen Hengst angetrieben hätte, tritt der junge Däne ordentlich auf's Gaspedal. Ampeln tauchen schemenhaft vor uns auf. Gebäude am Straßenrand verschwimmen zu Kondensstreifen. Wir nehmen wage die Richtungsschilder zum Museumsdorf wahr. Eigentlich würden wir den Weg jetzt allein finden. Aus Höflichkeit lässt Herr H. den Sichtkontakt zu unserem dänischen Führer nicht abreißen. Dieser nimmt den (ziemlich kurvendurchzogenen!) Ortskern mit einer atemberaubenden 60. 40 km/h waren maximal erlaubt. Egal! In der Staubwolke, die wir hinter uns herziehen, kann eh niemand ein Nummernschild erkennen. Endlich erreichen wir Fyrkat. Der Däne winkt fröhlich und entschwindet fröhlich beschleunigend auf der Landstraße. Etwas benommen parken wir und steigen aus dem Auto. Ich bin so entnervt, dass ich auf Toilette muss.

Angekommen, entrichten wir die Eintrittsgebühr von ~8 EUR pro Person, welche uns auch noch kostenlosen Zugang zu 5 oder 6 anderen Museen in der Gegend gewähren würde – hätten wir vorher von der Möglichkeit erfahren und nicht erst am vorletzten Tag, dann hätten wir diese Gelegenheit sicher auch genutzt. Doof, doof, doof!

Wir schnudeln gemächlich durch die Anlage und den anliegenden Spielplatz, heben uns an einem Kettenhemd beinahe einen Bruch – na gut, ich hebe, Frau R. ist ja gestählt–, (So ist es! Allerdings möchte ich das Kettenhemd dann doch nicht überstreifen. Anziehen geht ja noch. Aber raus kommt man wahrscheinlich nur mit Hilfe mehrerer Helfer, sonst reiß man sich womöglich noch die Ohren ab. Frau R. backt lecker Brot, und dann laufen wir durch eine hübsche Landschaft weiter zur etwa 1 km entfernten Ringwallanlage nebst Langhaus. Der Wanderpfad führt uns an einigen kleiner Seen und Feuchtwiesen entlang. Die Erklärtafeln sind leider nur auf dänisch. So können wir nur vermuten, dass es sich ein Naturschutzgebiet handelt. Einige Tiere erkennen wir: Blesshuhn, Ohrtaucher, Stockenten. Und alle beschriebenen Tiere sehen wir auch. Bis auf den Otter. War ja klar! Aber soll der sich ruhig verstecken. Am Ufer des letzten Teiches vor dem Weg zum Ringwall gleitet gerade ein Schwan mit seinen Halbwüchsigen (wir zählen 10) ins Wasser. Ein anderer Schwan sitzt noch auf dem Nest. Ich schleiche vorbei – und werde angefaucht. Blöde Kuh! Herr H. darf passieren, ohne angefeindet zu werden. Auf der Ringwallanlage verbringen wir nochmal eine knappe Dreiviertelstunde, ein paar Jungkühe fliehen vor Frau R. (obwohl ich mehrfach beteuert habe, dass ich harmlos bin!), ich fotografiere ein bisschen. Ich auch. Und es gelingt mir eine richtig gute Aufnahme (ohne Blitz!) von einer Schwalbe im Nest. Wenigstens die Piepsies mögen mich. Danach latschen wir zurück zum Auto und fahren, unterwegs ein Abendbrot einsammelnd, zurück zum Häuschen.

Achso: Nachmittags bekommen wir dann doch noch das versprochene Wetter; dieser Tag fällt somit ebenfalls in die Kategorie "Hurra!" und endet mit einem 2008er Schwarzriesling und Büchern auf der Terrasse.



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Freitag, 29.07.2011: Rundflugtag

Letzter kompletter Urlaubstag in Dänemark – Wehmut, Nichtaufstehenkönnen, Hierbleibenwollen … Megaschnief!

Aber was soll's: Frühstück wie gehabt, und dann zeige ich Frau R. den wunderbaren Strand von Gjerrild Klint (siehe 26.7.), wo wir erneut zwei Stunden ganz für uns allein sind. Ich knippse, Frau R. sammelt Steine und liest hernach in der Sonne. Meine Kamera geht beinahe baden, der Steinstrand ist die Hölle für meine nackten Fußsohlen (allerdings gut gegen Hornhaut!), ich hole mir auch noch einen nassen Hosenhintern, na und? Es ist ja eh keiner da, also kann der Kram in der Sonne trocknen. Und ich habe alles dokumentiert!

Anschließend rutschen wir mit einem kurzen Zwischenstopp bei Thorsø (Grabhügel, siehe ebenfalls 26.7.) durch bis nach Grenaa. Endlich werden auch würdige Mitbringsel erstanden. Die Suche nach einem Laden mit dicker, fetter, dänischer Torte verläuft wie erwartet – wir finden keinen. Die Alternative für mich wird deshalb eine dicke, fette Zigarre. Unsere letzten Hartgeldkronen tauschen wir am Ende der Tour noch flink gegen Rice Krispies ein, und dann verziehen wir uns zum Kaffeetrinken zurück nach Bønnerup Strand.



Abends geht's zum letzten Mal an den heimischen Strand, und gepackt werden muss ja auch noch irgendwann …



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Samstag, 30.07.2011: Abreise

Um 4 Uhr klingelt der Wecker, um 5:42 Uhr schließen wir zum letzten Mal die Haustür zu und starten in Richtung Heimat. Wir werfen flink den Schlüssel und das Stromgeld in den Briefkasten der Ferienhausverwaltung, tanken nochmal voll, und dann geht's weiter nach Süden.

Irgendwie ist der Wurm drin: Bis Dreieck Havelland kommen wir ja noch ganz passabel durch, aber das Wetter ist schon seit Flensburg sowas von bähks! Hey, wir hatten zwei ziemlich sonnige Wochen in Skandinavien – was soll das Mistwetter hier? Und ab Berlin kommts dann ganz dick: Wir stehen insgesamt ~2,5 Stunden im Stau, auf einer Strecke, die normalerweise in 2 Stunden komplett zu schaffen ist. Noch dazu strömt der Regen um Berlin herum sintflutartig, also nervt nicht nur das Schrittgeschwindigkeitfahren, sondern auch noch der dauergequälte Scheibenwischer.

Und so brauchen wir für die Rückreise sogar mehr Zeit als für die Hinfahrt, was eine absolute Prämiere in Sachen Skandinavienurlaub ist. Nach reichlich 10 Stunden fallen wir aus dem Auto, laden flink alles aus und räumen die Wohnung ein. Danach gibt's Urlaubsabschiedsnudeln, und der Tag ist so ziemlich gelaufen.



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Fazit & Randgedanken

Während es euch in Deutschland ob der Kälte schüttelt, haben wir im Norden ein weitestgehend angenehmes Wetter. Erneut haben wir die Entscheidung für den Urlaubsort zu keiner Zeit bedauert. Bønnerup Strand hat vielleicht nicht den schönsten Strand Dänemarks, aber für einen Spaziergang reichte es allemal. Wer dort tatsächlich schwimmen gehen will, muss weit ins Wasser hineinlaufen … Büchermengenmäßig habe ich diesmal ein bisschen aufgeholt: ein halber "Blockbusters" (Tom Holt), "Runenzeit" II und III (Mark Bredemeyer), "Zwerg und Überzwerg – Die Erzferkelprophezeiung" (Christian von Aster), "Das neue Buch Hiob" (Robert A. Heinlein) sowie die Hälfte von "Unseen Academicals" (Terry Pratchett). Frau R. bleibt trotzdem ungeschlagen.

Die Dänen können immer noch nicht richtig Auto fahren.
Die Benzinpreise sind – abgesehen von Ausnahmen wie z.B. irgendwie auf'm Dorf um 6 Uhr morgens – mittlerweile wieder 3–4 Cent höher als in Deutschland.
Wer glaubt, dass RTL die Formel 1 schon unerträglich ausschlachtet, der sollte mal TV2 schauen, denn dort macht man aus ein bisschen Tour de France 8 Stunden Berichterstattung – täglich!
Ich kann mittlerweile eine Essenbestellung auf Dänisch aufgeben und werde sogar verstanden, aber mein Kehlkopf gibt einige wichtige Laute immer noch nicht her.
Das dänische Gesundheitssystem steht offenbar vorm kleinen Kollaps.
Wir vermissen den Dänen, der jeden Tag zwischen 10 und 15 Uhr am Ortseingangsschild von Glesborg mit einem Kasten Bier das Leben bestritt.
Und wir vermissen das kleine Nest Hemmed, von uns immer Fünfhömpelhausen genannt, weil auf 300 m Dorflänge 5 Verkehrsberuhigungsasphaltbuckel überwunden werden wollten.
Am Fotowettbewerb von www.visitdjursland.com hätte ich sicher teilgenommen, denn lt. Katalog konnte man "spannende Prämien" gewinnen. Leider bestehen diese ausschließlich aus Saison-Eintrittskarten für lokale Attraktionen auf Djursland – was irgendwie sinnlos ist, wenn man von dort gerade zurückgekehrt ist und so schnell auch nicht wieder hin kommt.

Wir freuen uns auf das nächste Mal!

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Rechtliches

Andere Urlaubsberichte

Urlaubsberichte per Webseite sind mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, deshalb sind im Internet außerdem von uns zu finden:


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